DINGS OHNE D

Dorfgespräche und andere Geschichten

Wieder nach Prag

Ich blieb dann noch einige Zeit in Weimar, denn meine Fahrt nach Kiritein würde erst im Juli gehen. Eines Tages fuhr ich also von Weimar nach Berlin, um von dort den Zug nach Prag nehmen zu können. Ich kam am Abend in Berlin an, mein Vater erwartete mich am Bahnhof und dann geschah etwas Sonderbares. Nach dem wir das Gepäck versorgt hatten, fuhr er mit mir in die Oper.

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In Kiritein

Nun war ich also wieder in meiner alten Klasse. Zusammen mit den Mädchen, die ich schon aus meinem ersten Jahr kannte. Und auch die mir vertrauten Lehrerinnen waren da. Und unser Direktor, bei ihm hatten wir Mathematik. Aber unsere Klasse war nicht vollzählig. Diejenigen, die früher schon zu Verwandten in Ostpreußen oder Schlesien gefahren waren, die blieben dort. Die Menschen und der Unterricht waren mir also recht vertraut, alles andere aber war ganz ungewohnt.

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Der Krieg kommt näher

Trotz dieser scheinbaren Idylle blieb es nicht aus, dass wir uns immer öfter mit Abreisegerüchten beschäftigten. In vielen der Briefe die wir bekamen wurde gefragt, wann wir Kiritein denn nun verlassen würden. Dabei wussten wir darüber überhaupt nichts. Die Lehrer oder Brummer zu fragen hatte gar keinen Sinn. Sie sagten uns nichts. Vielleicht, weil sie selbst nichts wussten. Wir wussten allerdings immer - zumindest ungefähr - wo die Front im Osten verlief. Und da machten wir uns schon Gedanken darüber, was ...

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Direktorenpost

Wo wir schon gerade bei Briefen sind, den folgenden Brief unseres Direktors mussten wir im März 1945 nach Hause schicken. Zur Erläuterung für dich: Das bedeutete, dass jede von uns ihn abschrieb, denn eine Möglichkeit der Vervielfältigung gab es ja nicht. Ich habe ihn, zusammen mit vielen anderen aus der Zeit meiner Verschickung, nach dem Tod meines Vaters gefunden. Wenn ich ihn heute wieder lese, befremdet mich der optimistische Ton und die Vorspiegelung einer schulischen Normalität doch sehr. Schließlich hatten wir täglich Fliegeralarm und es zogen endlose Flüchtlingstrecks durch den Ort.

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Reisevorbereitung

Ostern wurde also gefeiert, 1945 fiel es auf den 1. April, aber kurz danach überschlugen sich die Ereignisse. Hier ein Auszug aus einem Brief, den ich am 4. April an meine Eltern schrieb:

„.... Kurz nachdem wir geweckt worden waren, hieß es, dass wir unser KLV Bettzeug abziehen mussten. Das war natürlich eine aufregende Sache. Und am Kaffeetisch wurden unsere Vermutungen bestärkt. Wir sollten uns nach dem Essen gleich unsere Koffer abholen uns bis zum Mittag gepackt haben, da das große Gepäck schon zur Bahn gebracht wird und wir im Laufe des morgigen Tages fahren würden.

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Abreise aus Gumpolds

Was sich in dem Brief vom 4.4.45 mit der Ankündigung der Abreise als große Aufregung darstellte, wurde dann wirklich sehr aufregend. Wobei aufregend das falsche Wort ist. Bedrückend oder beängstigend trifft es besser. Aber eins nach dem anderen.

Als wir am Bahnhof ankamen, herrschte da schon ein riesiges Gedränge. Es war nicht nur unsere Schule dort, sondern auch noch die beiden Jungenschulen aus Charlottenburg. Und dazu das übliche Gedränge eines Bahnhofs, wobei, ich glaube nicht, dass es viele normale Reisende gab. In meiner Erinnerung scheinen es vor allem Flüchtlinge zu sein. Die beiden Gruppen unterscheiden sich sehr deutlich voneinander. Ein Reisender ist vielleicht in Eile, um seinen Zug noch zu erwischen. Flüchtlinge sind verzweifelt.

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Tiefflieger

Als ich hörte, dass wir an einem Lazarettzug angekoppelt waren, war ich irgendwie beruhigt. In meiner Vorstellung bedeutete das Sicherheit. Lazarettwagen haben ja alle ein großes rotes Kreuz auf dem Dach. Die Flugzeuge sehen das von oben und greifen diesen Zug dann nicht an. Dachte ich. Stimmt vielleicht auch. Aber was denken Tiefflieger, die einen Lazarettzug sehen, an dem hinten drei Güterwagen angehängt sind?

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Über die Grenze

Wenn man lange in einem Güterwagen unterwegs ist, stellen sich auch einige sehr spezielle Probleme ein (auf die ich hier aber gar nicht näher eingehen möchte) - denn es gibt natürlich keine Toilette. Außerdem fragten wir uns, wie sparsam wir mit unserem Proviant sein mussten. Für drei Tage etwa hatten wir Verpflegung mitbekommen, aber wir kamen ja kaum voran. Wann würden wir am Ziel sein?

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