DINGS OHNE D

Dorfgespräche und andere Geschichten

Reisevorbereitung

Anfang April 1945

Ostern wurde also gefeiert, 1945 fiel es auf den 1. April, aber kurz danach überschlugen sich die Ereignisse. Hier ein Auszug aus einem Brief, den ich am 4. April an meine Eltern schrieb:

„.... Kurz nachdem wir geweckt worden waren, hieß es, dass wir unser KLV Bettzeug abziehen mussten. Das war natürlich eine aufregende Sache. Und am Kaffeetisch wurden unsere Vermutungen bestärkt. Wir sollten uns nach dem Essen gleich unsere Koffer abholen uns bis zum Mittag gepackt haben, da das große Gepäck schon zur Bahn gebracht wird und wir im Laufe des morgigen Tages fahren würden. Das war nun eine höchst aufregende Sache, zumal es noch hundert Angelegenheiten zu regeln gab. Da hieß es, Schuhe von Bata holen, Bilder vom Fotografen zurückholen, Sicherheitsnadeln und Packpapier besorgen, Schul- und Bibliotheksbücher abgeben, (letztere mussten wir selbst einpacken), Lagerbettwäsche abgeben, (mussten wir auch mitnehmen), das tschechische Geld in deutsches umwechseln und was es sonst noch so alles zu tun gab.“

Und weiter unten im selben Brief:

“....Wo wir hin kommen wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall bekommen wir erst mal Essen für 3 Tage mit. Brot, höchstwahrscheinlich Butter, Käse, Wurst, Marmelade. Alles in Stücken....“

Das Essen würden wir in unserem Handgepäck unterbringen müssen. Und damit hatten manche Mädel so ihre Schwierigkeiten. Im Handgepäck hatten wir natürlich vor allem die Sachen, die wir auf der Fahrt benötigen würden. Bücher, Schreibzeug und Papier zum Beispiel. Und wir sollten, falls unser großes Gepäck mal später als wir selbst ankäme, auch einmal Wäsche zum wechseln, Handtuch, Seife, Zahnbürste und Kamm dabei haben. Das war immer schon eine ganze Menge gewesen. Und die Unterbringung war stets problematisch, da manche Mädel nur einen kleinen Handkoffer besaßen. Andere nahmen ihre Schulmappe oder eine Aktentasche. Bisher wussten wir immer ganz gut, was und wie wir etwas zu transportieren hatten.

Aber bishar war niemals Verpflegung dabei gewesen, denn verpflegt wurden wir immer im Zug. Und nun bekam jede von uns ein 3-Pfund Brot, ein Stück Käse, eine kleinere Wurst, ein Glas Marmelade und Butter in unsere Metall-Stullenbüchse. Wir waren darüber sehr überrascht und gar nicht erfreut, denn wir wussten alle nicht, wo wir das unterbringen sollten. Und natürlich fragten wir uns auch, was das bedeutete. Offensichtlich würde die uns bevorstehende Fahrt nicht so organisiert ablaufen wie die bisherigen. Aber beschweren bei den Lehrern nützte nichts. Wir mussten alles mitnehmen. Später verstanden wir auch den Grund dafür und waren froh über den Proviant, aber da war es für einige zu spät. Denn ihnen war es gelungen, ihre Verpflegung im Haus zu verstecken, damit sie diese nicht zu tragen brauchten.

Auch ich hatte Schwierigkeiten alles zu verstauen, allerdings weniger als die anderen. Ich hatte ja Weihnachten 1941 eine extra große Schulmappe bekommen, die mein Vater so groß gemacht hatte, dass sogar der Atlas hinein passte. Ich habe ja schon davon berichtet. Sie leistete mir wieder einmal gute Dienste.