DINGS OHNE D

Dorfgespräche und andere Geschichten

Nach Prag und weiter

Die Fahrt ging zuerst nach Prag. Dort würden wir übernachten, weil der Zug, der uns weiterbringen würde, erst am nächsten Tag ging. Berlin – Prag, das war eine glatte Fahrt. Ganz problemlos. Vom Bahnhof gingen wir zu unserem Quartier, einem Haus des YMCA. Zum Glück kümmerte man sich um unser Gepäck, wir trugen nur unser Handgepäck. Das Haus war nahe dem Bahnhof gelegen, ein großes, vierstöckiges Gebäude, das als Durchgangslager genutzt wurde.

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Frühstück in Luhatschowitz

Wenn es um den Weg zu den Mahlzeiten ging, hatten wir Glück. Unser Haus Smetana lag am hinteren Ende des Kurparks, recht nahe beim Kurmittelhaus. Dadurch hatten wir den kürzesten Weg von allen und sparten viel Zeit. Denn die Häuser waren ja im ganzen Ort verteilt, manche Kinder hatten deshalb einen Weg von gut zwanzig Minuten. Vor allem bei schlechtem Wetter konnten sie einem leidtun.

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Moritz übernimmt

War der Unterricht beendet, gab es direkt Mittagessen. Das war übrigens ganz anders als daheim, aber sehr lecker. Und vor allem sehr reichlich. Es gab eigentlich immer irgendwelche Knödel oder Buchteln. Und wir konnten auch hier so viel essen, wie wir wollten. Nach dem Essen gingen wir zum Haus zurück. Natürlich alle gemeinsam und in Dreierreihen. Denn jetzt hieß es Hausaufgaben machen.

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Post von daheim

So waren unsere Tage also von Beginn an durchorganisiert. Und obwohl so gut wie alles daran neu für uns war, gewöhnten wir uns erstaunlich schnell daran. Jedenfalls die meisten. Ich erinnere mich an einzelne, aber vor allem an ein Mädchen, die ständig dadurch auffiel, dass ihr irgendwas nicht passte. Und die das auch laut kundtat. Was eigentlich das Erstaunlichste daran war.

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Lotti liest

Wir waren also praktisch immer irgendwie beschäftigt: Unterricht bis Mittag, Hausaufgaben, dann mit Moritz unterwegs. Und wenn wir ausnahmsweise mal nicht draußen waren, hielten wir uns im Gemeinschaftsraum auf. In unserem Zimmer verbrachten wir deshalb kaum Zeit, eigentlich schliefen wir dort nur. Und vermutlich hat das einigen Streit unter uns vermieden, denn, wie schon gesagt, das Zimmer war ziemlich eng. Natürlich kam es trotzdem gelegentlich zu Reibereien, aber insgesamt haben wir uns eigentlich sehr gut vertragen.

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Bestohlen

Jetzt möchte ich dir davon erzählen, wie mir in Luhatschowitz einmal ein ganzer Schatz gestohlen wurde. Tag für Tag hatte ich kleine Beträge gespart, hatte Leckereien hergegeben, die ich auch selbst gerne gegessen hätte - und plötzlich war alles weg. Gestohlen.

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Isoliert

Es war mittlerweile Juli 1943 und wir hatten Ferien. Wir machten immer noch fast alles gemeinsam mit Moritz, durften uns aber seit einiger Zeit auch schon unbeaufsichtigt im Ort bewegen. Allerdings nie allein oder auch nur zu zweit. Mindestens zu dritt mussten wir sein, besser noch mehr. Da war die Lagerleitung sehr streng. Und wir wurden dringend dazu angehalten, uns auf keinen persönlichen Kontakt zu den Tschechen einzulassen.

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Nach Weimar

Der Herbst kam und er brachte eine einschneidende Veränderung. Eines Tages teilte mir Moritz mit, dass ich in den nächsten Tagen nach Hause fahren würde. Der genaue Termin stünde noch nicht fest, aber ich sollte schon mal anfangen zu packen. Ich war völlig überrascht. Was könnte der Grund dafür sein? War in Berlin irgend etwas passiert? Warum hatten mir meine Eltern das nicht in einem Brief mitgeteilt? Aber Moritz konnte mir auch nichts weiter sagen.

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