DINGS OHNE D

Dorfgespräche und andere Geschichten

Direktorenpost

Wo wir schon gerade bei Briefen sind, den folgenden Brief unseres Direktors mussten wir im März 1945 nach Hause schicken. Zur Erläuterung für dich: Das bedeutete, dass jede von uns ihn abschrieb, denn eine Möglichkeit der Vervielfältigung gab es ja nicht. Ich habe ihn, zusammen mit vielen anderen aus der Zeit meiner Verschickung, nach dem Tod meines Vaters gefunden. Wenn ich ihn heute wieder lese, befremdet mich der optimistische Ton und die Vorspiegelung einer schulischen Normalität doch sehr. Schließlich hatten wir täglich Fliegeralarm und es zogen endlose Flüchtlingstrecks durch den Ort.

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Der Krieg kommt näher

Trotz dieser scheinbaren Idylle blieb es nicht aus, dass wir uns immer öfter mit Abreisegerüchten beschäftigten. In vielen der Briefe die wir bekamen wurde gefragt, wann wir Kiritein denn nun verlassen würden. Dabei wussten wir darüber überhaupt nichts. Die Lehrer oder Brummer zu fragen hatte gar keinen Sinn. Sie sagten uns nichts. Vielleicht, weil sie selbst nichts wussten. Wir wussten allerdings immer - zumindest ungefähr - wo die Front im Osten verlief. Und da machten wir uns schon Gedanken darüber, was ...

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In Kiritein

Nun war ich also wieder in meiner alten Klasse. Zusammen mit den Mädchen, die ich schon aus meinem ersten Jahr kannte. Und auch die mir vertrauten Lehrerinnen waren da. Und unser Direktor, bei ihm hatten wir Mathematik. Aber unsere Klasse war nicht vollzählig. Diejenigen, die früher schon zu Verwandten in Ostpreußen oder Schlesien gefahren waren, die blieben dort. Die Menschen und der Unterricht waren mir also recht vertraut, alles andere aber war ganz ungewohnt.

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Wieder nach Prag

Ich blieb dann noch einige Zeit in Weimar, denn meine Fahrt nach Kiritein würde erst im Juli gehen. Eines Tages fuhr ich also von Weimar nach Berlin, um von dort den Zug nach Prag nehmen zu können. Ich kam am Abend in Berlin an, mein Vater erwartete mich am Bahnhof und dann geschah etwas Sonderbares. Nach dem wir das Gepäck versorgt hatten, fuhr er mit mir in die Oper.

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Nach Weimar

Der Herbst kam und er brachte eine einschneidende Veränderung. Eines Tages teilte mir Moritz mit, dass ich in den nächsten Tagen nach Hause fahren würde. Der genaue Termin stünde noch nicht fest, aber ich sollte schon mal anfangen zu packen. Ich war völlig überrascht. Was könnte der Grund dafür sein? War in Berlin irgend etwas passiert? Warum hatten mir meine Eltern das nicht in einem Brief mitgeteilt? Aber Moritz konnte mir auch nichts weiter sagen.

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Isoliert

Es war mittlerweile Juli 1943 und wir hatten Ferien. Wir machten immer noch fast alles gemeinsam mit Moritz, durften uns aber seit einiger Zeit auch schon unbeaufsichtigt im Ort bewegen. Allerdings nie allein oder auch nur zu zweit. Mindestens zu dritt mussten wir sein, besser noch mehr. Da war die Lagerleitung sehr streng. Und wir wurden dringend dazu angehalten, uns auf keinen persönlichen Kontakt zu den Tschechen einzulassen.

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Bestohlen

Jetzt möchte ich dir davon erzählen, wie mir in Luhatschowitz einmal ein ganzer Schatz gestohlen wurde. Tag für Tag hatte ich kleine Beträge gespart, hatte Leckereien hergegeben, die ich auch selbst gerne gegessen hätte - und plötzlich war alles weg. Gestohlen.

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Lotti liest

Wir waren also praktisch immer irgendwie beschäftigt: Unterricht bis Mittag, Hausaufgaben, dann mit Moritz unterwegs. Und wenn wir ausnahmsweise mal nicht draußen waren, hielten wir uns im Gemeinschaftsraum auf. In unserem Zimmer verbrachten wir deshalb kaum Zeit, eigentlich schliefen wir dort nur. Und vermutlich hat das einigen Streit unter uns vermieden, denn, wie schon gesagt, das Zimmer war ziemlich eng. Natürlich kam es trotzdem gelegentlich zu Reibereien, aber insgesamt haben wir uns eigentlich sehr gut vertragen.

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