DINGS OHNE D

Dorfgespräche und andere Geschichten

Zielentscheidung

Hallo mein Alter,
ich sitze hier am Fenster und sehe den Kindern zu, wie sie draußen herumwuseln. Sie fegen die Solarzellen ab, richten sie aus und wechseln die Akkus – das ist übrigens ein hübsches System, da muss ich dir auch mal von erzählen. Na jedenfalls bin ich deshalb drauf gekommen, dir ein bisschen davon zu berichten, was ich von den Kindern so mitbekomme. Es ist ganz erstaunlich, sie sind so anders. So … wie soll ich sagen, so vernünftig. Sehr überlegen, nein, nicht überlegen, überlegt, aber auf eine angenehme und interessante Art.

Sie überraschen mich immer wieder damit, wie sie an Sachen herangehen. Neulich hatte ich mit meinen Kleinen zum Beispiel eine Diskussion darüber, was Freiheit ist. Da musste ich mir ganz schön was anhören. Aber …nein, das führt jetzt zu weit. Das erzähle ich auch besser bei einer anderen Gelegenheit.

Was ich eigentlich berichten wollte: Ich war seit langem mal wieder beim Fußball. Suris Mannschaft spielte und ich hatte gehört, dass sie auf dem vorletzten Tabellenplatz sind. Also dachte ich: Ich muss sie anfeuern! Wenn sie weiß dass ich zuschaue, gibt sie alles.

Kennst du eigentlich Suri? Quatsch, geht ja gar nicht, sie ist ja höchstens sechzehn. Oder siebzehn? Na egal. Also Suri ist jedenfalls eine begeisterte Fußballspielerin. Noch vor einigen Jahren, da war ich noch etwas beweglicher, hat sie mir immer mal wieder die Freude gemacht, ein paar Bälle mit mir zu kicken. Sie ist ein Naturtalent, der Ball macht genau was sie will. Und da tat es mir besonders leid, dass ihre Mannschaft scheinbar so wenig Erfolg hat. Ich also hin.

Bevor es losging plauderte ich mit meinem Banknachbarn, dessen Sohn, stellt sich heraus, spielt in Suris Mannschaft. Er erzählte mir, dass er es gar nicht verstünde, früher hätten sie fast immer gewonnen, aber seit einer Weile … die Mannschaft würde großartig spielen – nur keine Tore schießen, sie hätten immer so furchtbares Pech. Im Stillen dachte ich mir, dass er wohl übertreibt, wie Väter das eben tun.

Aber er hatte Recht! Ich konnte es gar nicht glauben, sie zeigten wirklich Fußball vom Allerfeinsten! Suri spielt Linksaußen in einer Dreierspitze und sie lief mit ihren beiden Stürmerkollegen einfach durch die gegnerische Mannschaft durch. Das war ein derartig sicheres Zuspiel, wie ich es wirklich selten gesehen habe und das ich bei so jungen Leuten nie erwartet hätte. Damit erspielten sie sich eine Torchance nach der anderen – verwandelten aber keine einzige. Es war zum Verzweifeln.

Suri stand x mal vorm Tor und hätte die eigentlich alle verwandeln können müssen, hat aber nur ein einziges Tor geschossen. Stattdessen versucht sie irgendwelche Kunstschüsse, meist oben ins gegenüberliegende lange Eck – und die gingen dann regelmäßig knapp übers Tor oder gegen die Latte. Es war wirklich zum Verzweifeln. Und dann hält sie vorher immer noch kurz inne, um ihren Fans zuzuwinken … und die jubeln ihr jedes Mal zu. Ich hingegen konnte irgendwann nur noch verzweifelt stöhnen.

Aber du musst jetzt nicht denken, dass nur die Stürmer gut spielten, nein, die ganze Mannschaft war top. Jeder Einzelne schien immer genau zu wissen wo die anderen jeweils sind, jede Lücke und jede vorteilhafte Anspielmöglichkeit wurde sofort genutzt. Es war fantastisch. Sie schossen halt nur keine Tore. Dafür kassierten sie nach wenigen Minuten selbst das erste. Was mich ziemlich wunderte, denn das Mädchen im Tor (Rita wie ich später erfahren habe), hatte da schon zwei ziemlich gute Einsätze gehabt. Und dann erwischt sie ein echter Kullerball auf dem falschen Fuß. Es war alles wie verhext.

Naja, schließlich verloren sie zwei zu eins und rutschten damit auf den letzten Tabellenplatz ab. Von ihren Fans wurden sie allerdings trotzdem gefeiert. Und ich bekam Suri erst abends zu sehen, weil Mannschaft und Fans noch so lange zusammensaßen.

Als sie kommt, glüht sie. Sie ist unglaublich gut drauf, singt, macht Witze und springt herum. Haben wir nicht großartig gespielt? fragt sie mich. Ich hab mir für dich extra besondere Mühe gegeben, strahlt sie mich an.

Ja, sage ich, du hast toll gespielt, ich war wirklich beeindruckt … nur …, ich zögere, … das mit dem Tore schießen, … also das müsste irgendwie noch besser klappen. Oder?

Sie zuckt nur mit den Achseln.

Man könnte ja fast meinen, sage ich leichthin, ihr wolltet gar nicht gewinnen.

Wie ich das sage, sehe ich, dass sich ihre Augen kurz weiten, als wäre sie erschrocken. Ich sehe sie verwundert und wohl auch ein wenig skeptisch an. Erzähl, sage ich. Da ist etwas dran, oder?

Sie überlegt kurz, dann schaut sie sich schnell im Raum um, überlegt noch mal und sagt schließlich: Ich komm nach dem Abendessen zu dir, okay? Dann erzähl ich es dir.

Okay, sage ich.

Nach dem Abendessen verabschiede ich mich also ausnahmsweise direkt vom Tisch und gehe in mein Zimmer. Suri erscheint kurz danach. Sie sieht ein bisschen besorgt aus. Ich habe mir aber schon etwas überlegt und konfrontiere sie direkt mit meinem Verdacht: Ihr verliert also tatsächlich absichtlich? Warum denn um alles in der Welt?

Sie zögert. Aber offensichtlich nicht um sich herauszureden, sondern weil meine Frage sie überrascht hat. Es hat sich einfach so ergeben, sagt sie schließlich lächelnd. Und uns geht es ziemlich gut damit.

Aber was sagen denn eure Fans dazu, wenn ihr nie gewinnt?

Also erstens, spielen wir ja für uns, sagt sie sehr bestimmt. Und zwar so, wie wir es wollen. Und das gefällt Leuten oder es gefällt ihnen nicht. Das kann uns doch eigentlich egal sein, oder? Die Fans suchen sich ja die Mannschaft aus, nicht umgekehrt. Aber ich meine, … du hast unsere Fans doch erlebt, sahen sie für dich unzufrieden aus?

Nein, sage ich kopfschüttelnd, sie haben ja sogar jeden deiner Lattentreffer bejubelt. Ich konnte es gar nicht glauben.

Ja, sagt sie strahlend, unsere Fans sind die Besten!

Und fügt einen Moment später an: Und tatsächlich stammt die Idee letztlich sogar von einem Fan.

Aha?

Sie nickt. Du hast das wahrscheinlich nicht so mitbekommen, aber wir waren früher ziemlich erfolgreich. Haben fast immer gewonnen und so.

Ich verziehe entschuldigend das Gesicht. Nein, tut mir leid. Das ist tatsächlich irgendwie an mir vorübergegangen.

Macht nix. Naja, jedenfalls hatten wir letztes Jahr ein Sommerfest, nur Mannschaft und Fans. Und ziemlich am Ende saßen wir noch in kleinerer Runde am Feuer und da beklagten einige, dass wir viel weniger schön spielten als früher. Und dass die Spiele auch härter geworden wären. Es sei natürlich toll, dass wir so oft gewinnen, aber früher hätten wir einfach schöner gespielt. Verspielter gespielt, sagte einer tatsächlich.

Das ist hübsch, sage ich.

Finde ich auch. Und dann hat der süße Sergio das so richtig auf den Punkt gebracht, als er sagte - und sie ahmt seinen wahrscheinlich südamerikanischen Dialekt nach: Ihr habe irgendwie vergessen, das nicht heißt Fußballernst, heißt Fußballspiel! Fußball solle doch machen Spaß! Isse nicht Kampf, ist sich Spiel.

Ich nicke versonnen und erinnere mich daran, zu was für einem Megageschäft sich Fußball früher entwickelt hatte und dass ich das eigentlich immer blöd fand, mir aber nicht wirklich was dabei dachte. Ist eben so, dachte ich.

Naja, fährt Suri fort, da haben wir alle ziemlich gelacht, auch weil Sergio so ein lustiger Typ ist. Aber als wir drüber nachdachten, mussten wir zugeben, dass er irgendwie recht hat.

Seit einiger Zeit war viel mehr Druck drin, wir hatten immer das Gefühl, gewinnen zu müssen. Und hatten deshalb viel weniger Spaß. Manchmal hatten wir sogar Streit in der Mannschaft! Das gab's früher überhaupt nicht. Und die Spiele wurden härter, manchmal wurde sogar gefoult. Aber die anderen Mannschaften hatten natürlich genauso Druck, sagt sie entschuldigend, wenn man uns schlug, das war schon was.

Klar, sage ich. So ist das dann.

Sie nickt. Andererseits wollten viele auch gar nicht mehr gegen uns antreten. Früher hatten wir viele Freundschaftsspiele, das haben wir immer total gerne gemacht, weil man da viel rumkommt. Aber das gab’s kaum noch. Kurz gesagt, wir waren zwar ziemlich angesehen, aber auch gefürchtet. Und eigentlich mochte uns niemand so richtig. Dabei wollten wir einfach nur Fußball spielen.

Und dann meckern sogar eure Fans, sage ich mitfühlend.

Genau, lächelt sie. Aber das war gut. Dadurch kam was in Gang.

Was kam da in Gang? frage ich. Habt ihr beschlossen, künftig immer zu verlieren?

Nö, nicht direkt. Wir haben uns einfach vorgenommen, wieder mehr Spaß beim Spielen zu haben. Und alles nicht so ernst zu nehmen.

Klingt erstmal gut, sage ich. Wenn auch ungewöhnlich.

Für mich war es total befreiend, sagt sie. Und ich glaube es ging den meisten so. Aber natürlich mussten wir uns da auch erstmal reinfinden. Allerdings gab es auch bald ein Problem.

Verlieren fühlt sich blöd an, vermute ich.

Nein, nein, sagt Suri. Im Gegenteil. Wir stellten fest, dass wir die meisten trotzdem schlagen können, selbst wenn wir entspannter an die Sache herangehen.

Oookay, sage ich. Ihr seid halt ziemlich gut.

Stimmt, sagt sie schlicht. Wir passen ganz ungewöhnlich gut zusammen, es läuft bei uns einfach.

Und was habt ihr dann gemacht?

Es war gar nicht leicht, sagt sie nachdenklich. Es ging uns ja auch darum, dass die anderen wieder gerne gegen uns antreten. Dafür müssen auch sie ihren Spaß haben, nicht nur wir. Und sie müssen sich eine realistische Gewinnchance ausrechnen können. Wir fingen damit an, dass wir unseren Gegnern ein Tor vorgaben, manchmal auch zwei.

Wie bitte?

Nicht offiziell natürlich. Rita ließ einfach gleich in den ersten Minuten irgendwas durch.

Ach deshalb dieses Kullertor heute, sage ich. Plötzlich verstehe ich.

Genau, lacht sie. Allerdings ist sie eigen. Sie lässt nur einfache Bälle durch, einen schwierigen nicht zu versuchen geht ihr gegen die Ehre. Aber sie macht das gut, bisher hat glaube ich noch nie jemand Verdacht geschöpft.

Ja, sage ich, heute schien sie einfach einen Moment zu spät zu sein, weil sie auf dem falschen Bein stand.

Suri nickt anerkennend. Gut gesehen. Ja, sie hat einen super Blick für Situationen und dreht es blitzschnell passend hin.

Ich schüttle den Kopf, ich kann es einfach nicht glauben. Okay, sage ich, ihr lasst also hinten ab und zu was rein. Und vorne schießen du und deine Kollegen einfach daneben oder was? Das ist doch aber auch unbefriedigend.

Da hast du recht, sagt Suri. Da mussten wir ziemlich an uns arbeiten.

Ich sehe sie fragend an.

Naja, sie überlegt einen Moment, würdest du sagen, dass es beim Fußball ums Tore schießen geht?

Klar, sage ich, darum dreht sich auf dem Platz doch alles: Das Runde muss ins Eckige.

Das ist gut, lacht Suri ihr wunderbares, helles Lachen, das Runde muss ins Eckige! Sie schüttelt sich.

Aber ist doch so, beharre ich. Das ist alles worum es geht, vom ersten bis zum letzten Moment: Irgendwie den Ball ins gegnerische Tor zu kriegen. Und zwar so oft wie möglich.

Ja, sagt sie, weil diese Art Spiel eine Richtung braucht und ein Ziel. Aber ist es das, worum es geht? Das, weshalb Menschen Fußball spielen?

Ich verstehe nicht was du meinst, gestehe ich.

Wenn du dich früher mit deinen Freunden zum Fußball getroffen hast, ging es dir dann darum zu spielen, also zu rennen, zu dribbeln, zu tricksen, andere zu umspielen, geschickt hin und her zu passen …, sie macht eine Pause, … oder darum, dass der Ball im Netz hängt?

Wir hatten meist gar kein Netz, sage ich still. Mit einem Mal fühle ich mich achtzig, fast neunzig Jahre in der Zeit zurückversetzt und denke an meine Kumpels von damals. Wir haben immer gekickt, egal wo wir waren, wir brauchten auch gar keinen Ball, jede rostige Dose reichte uns. Und natürlich hat Suri recht, es ging um das Spiel an sich, um die Bewegung, das Gefühl etwas gut zu können und darum, etwas miteinander zu machen.

Ich sehe auf, merke, dass ich etwas feuchte Augen habe und wische mir rasch mit dem Handrücken drüber. Suri schaut mich liebevoll an.

Du hast recht, gebe ich zu. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Straßenfußball und einer Liga. Da geht’s eben um Gewinnen und Verlieren und dafür braucht’s nun mal die Tore.

Das stimmt, sagt sie. Die Anzahl der Tore ist sozusagen der Maßstab dafür, ob man gut spielt oder nicht; und wie gut man spielt. Und weil wir weiterhin in der Liga sein wollen, machen wir dieses Spiel auch mit. Aber wir nehmen die Tore nicht mehr als Maßstab, das machen wir auf unsere Weise.

Ihr schießt keine, sage ich.

Doch, aber nicht mehr als nötig. Und wir machen durchaus Druck aufs Tor. Weil, da hast du völlig recht, das Spiel braucht die Richtung. Aber wir setzen uns eigene Ziele, sagt sie. Meins war heute zum Beispiel die obere Latte.

Wow, sage ich. Willst du damit sagen, dass das absichtliche Lattentreffer waren?

Sie zuckt die Achseln und nickt leicht.

Wieviele waren das? frage ich. Fünf? Sechs?

Vier von zehn Versuchen, sagt sie. Einer ging an den Pfosten, der zählt nicht.

Ich bin beeindruckt und sage das auch. Und das Tor hast du dann aus Versehen geschossen oder wie?

Nein, wir brauchten ja ein Tor. Aber ich habe es mit rechts geschossen, meinem schwachen Fuß.

Ich bin sprachlos. Jetzt verstehe ich, was sie mit eigenen Zielen meint.

Wenn ihr so gut seid, sage ich nachdenklich, dann verstehe ich, dass keiner Lust hat gegen euch anzutreten.

Nicht wahr? Aber das ist jetzt anders. Jetzt reißen sie sich geradezu darum. Es macht nämlich Spaß mit uns zu spielen, man muss richtig kämpfen und alles geben, denn das tun wir auch. Aber wir sind nie verbissen, wollen nix zwingen und eigentlich scheinen wir überlegen zu sein … aber am Ende verlieren wir doch. Meistens jedenfalls. Wir haben einfach so ein verdammtes Pech. Sie grinst breit.

Meine Hochachtung, sage ich, dass ihr das so durchzieht. Beeindruckend.

Es macht uns kolossalen Spaß, grinst sie. Alle mögen uns – und alle bedauern uns. Und gleichzeitig wollen sie alle gemeinsame Trainingslager mit uns machen – es ist großartig. Der Tabellenplatz ist uns mittlerweile völlig gleichgültig … das ist ein ziemlich gutes Gefühl.

Ich schaue sie kopfschüttelnd, aber irgendwie auch bewundernd an.

Mal sehen wie lange das so geht, sagt sie. Ewig werden wir es nicht machen können.

Wieso nicht?

Die anderen Mannschaften werden besser, der Abstand wird geringer. Aber das ist gut so.

Ich lege fragend den Kopf schief.

Na, weil es dann wieder interessanter wird, dann müssen wir uns wirklich anstrengen. Außerdem sehen wir, dass andere Mannschaften auch schon beginnen ihren Stil zu ändern. Sie werden …, sie zögert.

Entspannter? frage ich lächelnd.

Genau. Du siehst, es bleibt spannend, aber es geht voran. Der Fußball kann jedenfalls dabei nur gewinnen.

Ich nicke nachdenklich.

So, sagt sie plötzlich, das war’s. Ich muss jetzt wieder runter. Aber ich freue mich wirklich, dass ich es dir erzählt habe. Ich wünsche dir eine gute Nacht.

Ich dir auch, antworte ich. Und vielen Dank, das war sehr interessant!

Schon halb draußen, dreht sie sich noch mal um: Sag’s bitte niemandem weiter. Außerhalb der Mannschaft weiß es eigentlich niemand. Viele unserer Fans haben sicher so eine Ahnung, wissen aber nichts Konkretes. Das soll auch so bleiben. Wenn es anderen Mannschaften zu Ohren käme …, sie kneift die Lippen zusammen und zieht die Augenbrauen hoch, … das wäre ziemlich peinlich.

Selbstverständlich, sage ich. Ehrenwort.

Sie wirft mir noch eine Kusshand zu und schließt die Tür. Und öffnet sie einen Augenblick später wieder: Und ich würde mich wirklich freuen, dich ab und zu auf der Tribüne zu wissen. Tschühüss. Und weg ist sie. Ich höre noch kurz das Stimmengewirr aus der Küche, als sie die Tür öffnet.

Na, ist das nicht eine sonderbar wunderbare Geschichte mein Alter? Eine Fußballmannschaft voller Jugendlicher, die alles abräumen könnten, aber zufrieden damit sind, als ewige Looser angesehen zu werden, dafür aber ihren Spaß haben. Ich finde das unglaublich.

Und wo ich so drüber nachdenke, wird mir klar, dass mir so was in der Art schon öfter aufgefallen ist … es gibt da einen gemeinsamen Nenner … wie soll ich das sagen … vielleicht so: Vielen Menschen scheint es heutzutage ziemlich egal zu sein wie sie dastehen. Ich meine damit, sie wollen nicht für die Besten gehalten werden oder unbedingt Recht haben. Nein, warte, jetzt hab ich’s. Was ich eigentlich meine ist: Die Leute nehmen sich selbst heutzutage nicht so wichtig.

Es geht ihnen um die Sache die sie machen, nicht um ihre Stellung oder ihr Ansehen. Einfach das was man macht, so gut, so sinnvoll wie möglich erledigen.

Pass auf, das erzähle ich dir noch, das passt: Mehdi hat neulich beim Essen ganz begeistert erzählt, dass er sich an diesem Tage endgültig arbeitslos gemacht hat. Er hat in seiner Firma vorgeschlagen, einige Abläufe etwas zu ändern und ein kleines Programm zu verwenden das er geschrieben habe – dann könne man auf ihn ganz verzichten. Und das wurde akzeptiert. Jetzt wird er sich etwas anderes suchen. Hätte es das zu unserer Zeit gegeben? Natürlich nicht. Jeder klebte doch an seiner Position und betonte seine Unverzichtbarkeit. Hab ich ja auch (wie du weißt).

So, genug jetzt.

Mach’s gut alter Freund, bis zum nächsten Mal!